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Fahrsportliebe [Teil 4] - Das Einfahren

Nach ziemlich langer Pause gibt es heute mal wieder einen Blogpost aus der Reihe Fahrsportliebe. Es wird nämlich nun auch mal Zeit über das Einfahren zu schreiben. Hier ist zu sagen, dass sicherlich jeder Trainer eine andere Herangehensweise hat, die sicherlich am Ende zum gleichen Ergebnis führt. Mir ist wichtig zu sagen, dass man niemals ein Pferd ohne Fachkundige Hilfe einfahren sollte. Denn wenn einmal hier was schief geht, verbaut man sich möglicherweise einiges in der Zukunft. Fehler, die passieren sind sehr schwierig wieder grade zu rücken – ich finde es ist nochmal was anderes als beim Reiten. Ich bin Nessaja nämlich auch alleine eingeritten, aber Eingefahren hätte ich sie niemals ohne Fachkundige Hilfe! Mir sträuben sich auch jeden Winter die Haare, wenn man wieder Kinder ihre Ponys einfach so vor einen Schlitten spannen, womöglich noch mit einem selbstgebastelten Geschirr. Das ist ein Unding und ich denke vielen ist gar nicht bewusst, was da alles passieren kann. Ein durchgehendes Pferd vorm Wagen ist viel gefährlicher als eins unterm Reiter.

So nun aber zu unserem Einfahren – was genau 5 Jahre her ist, denn im Juni 2013 war es endlich so weit. Ich habe zunächst das Geschirr anprobiert und war einmal lediglich mit dem Kopfstück spazieren, damit sie sich eben an die Scheuklappen gewöhnen konnte. Bei der ersten Einheit überprüfte mein Trainer das Geschirr und stellte es korrekt ein, viel musste jedoch nicht geändert werden. Unser Einheiten fanden immer in der Halle statt, so dass im Falle des Falles nicht passieren konnte. Zunächst wurde das Pony mit Geschirr geführt, nur wenig später wurden die Stränge auf den Boden gelegt und es ging weiter mit den Runden. Nessaja sollte lernen, dass eben nun etwas am Rücken/den Hinterbeinen baumelt aber dies eben normal ist. An Tag 1 gingen wir dann direkt einen weiteren Schritt, wir hingen Stricke mit Panikhacken an die Zugstränge und gingen nun hinter dem Pony. Mein Trainer weiterhin am Kopf bzw. auch er entfernte sich immer mehr zur Mitte des Pony. Mit den Seilen an den Zugsträngen wurde erst hin und her gebaumelt und dann wurde das Zuggewicht erhöht indem wir uns eben ziehen ließen. Immer mehr damit Nessaja lernte, dass nun Druck auf dem Brustblatt entstand und sie eben dennoch weiterlaufen sollte. Das war unsere erste Einheit und bereits da stellten wir fest, wie cool das Pony doch war, denn eigentlich unterteilt man diese Einheiten noch weiter um eben ganz schonend zu sein.

Am nächsten Tag ging es weiter – erst wieder mit uns als Gewicht dahinter und dann wurde es zum ersten Mal richtig spannend. Wir hingen ein schweren Reifen an die Stricke und Nessaja zog den Reifen hinter sich her ohne mit der Wimper zu zucken. Der Reifen war weder ein Problem im Schritt noch im Trab. Die Stricke wurden entfernt, damit der Reifen nun eben so nah am Pony war wie später eben die Kutsche. Nessaja lief weiterhin super brav ihre Runden in der Halle. Die Einheiten waren eigentlich nie länger als 20 Minuten.

 

Die 3. Einheit folgte dann erst einen Monat später weil ich zwischenzeitlich noch auf neuen Londen für meine Kutsche warten musste, da die falschen geliefert worden waren. Aber so eine kurze Pause kann ja eigentlich nicht schaden. Und wir wollten ja bald anspannen, da es eben vorab so gut lief. Anfang Juli 2013 ging es dann weiter – Nessaja wurde erneut vor den Reifen gespannt und war genauso brav wie beim ersten Mal. Nach wenigen Runden mit Reifen, holten wir die Kutsche in die Halle. Ich muss zugeben ich war bei jedem neuen Schritt immer wieder aufgeregt ob denn alles klappen würde. Also wurde das Pony nun eben zum ersten Mal vor die Kutsche gespannt. Mein Trainer stieg auf und ich sollte die ersten Runden neben dem Pony laufen. Und weiterhin lief alles wie am Schnürchen – einfach eine ganz tolle Nessaja. Die Begeisterung bei meinem Trainer war auch groß und dann durfte ich aufsteigen und Nessaja zog uns ohne zu mucken durch die Halle. Was ein geiles Gefühl! Aber an diesem Tag sollte eben noch was viel tolleres passieren … Nach etwa 10 Minuten in der Halle, hieß es „Mach mal das Hallentor auf, wir fahren raus“. Ich glaube mir sind die Augen fast auf dem Gesicht gefallen. Aber gesagt getan. Und nun ging es raus, auf die Straße und in den Wald! Und was macht Nessaja? Läuft brav als hätte sie nie was anderes getan! Wir fuhren nur eine kleine Runde und als es zurückging, sollte ich auf den Kutschbock. Zugegebenermaßen fuhr ich etwas zittrig aber mit einem Riesengrinsen im Gesicht mein Pony zurück zum Stall. Was war das ein super Gefühl.

Es folgte eine weitere Einheit am nächsten Tag. Angespannt wurde direkt draußen vor dem Stall und es ging auch direkt raus in den Wald. Sogar die erste Wasserdurchfahrt meisterten wir problemlos. Wir fuhren zu einem Fahrplatz wo ich eben dann auch das erste Mal dressurmäßig mit Nessaja arbeitete. Ich war so stolz aufs Pony. Das Thema Einfahren an sich war ab dann für uns beendet. Jetzt hieß es eben Routine bekommen und ich fuhr so oft wie möglich eben mit dem Pony in den Wald. Wir hatten immer ganz viel Spaß und natürlich durfte auch der eine oder andere Lehrgang nicht fehlen.

 

Ihr seht Einfahren kann ganz easy sein, aber Nessaja ist eben auch das Typ Pferd, was sich eigentlich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Sie vertraut blind und macht einfach was man ihr sagt. Aber es gibt eben auch andere Pferde, wo das Ganze nicht so einfach funktioniert. Solltet ihr euer Pferd einfahren lassen wollen, dann holt euch doch bitte Hilfe von einem Profi. Es schadet sicherlich nicht und so bekommt ihr eben einen verlässlichen Partner vor der Kutsche.

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